Mikrobiom Darm: Viel Wind um… was eigentlich?

Mikrobiom Darm
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Kaum zu glauben, aber die Anzahl der Bakterien und Mikroorganismen in und auf unserem Körper übertrifft sogar die Anzahl unserer körpereigenen Zellen. Ein Großteil von Ihnen befindet sich im Darm. Nicht nur wegen dieser immensen Anzahl, auch aufgrund der einzigartigen Zusammensetzung des Bakterienprofils jedes Menschen wird an zahlreichen Zusammenhängen zwischen unserem Mikrobiom und der allgemeinen Gesundheit sowie Ernährung geforscht.

Wir erklären Ihnen, was das Mikrobiom ist, wie es sich Studien zufolge beeinflussen lässt, was seine Erforschung so schwierig macht und was von einer Mikrobiom-Diät zu halten ist.

Was ist das Darmmikrobiom?

Das Mikrobiom Darm bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Darm. Deren Zusammensetzung ist bei jedem Menschen einzigartig und kann zum Beispiel Aufschluss über Erkrankungen und die Ernährung liefern. Grundlegend sorgen die Mikroorganismen im Darm für dreierlei:

  • fördern die Verdauung und Darmgesundheit.
  • entwickeln und unterstützen unser Immunsystem.
  • steuern und balancieren Entzündungsprozesse aus.[1]

Unser Darmmikrobiom scheint also in Verbindung mit unserer Gesundheit zu stehen. Deshalb wird es von zahlreichen Forschern intensiv untersucht. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit gestaltet sich die Erforschung der Mikrobiome allerdings schwierig, da sich die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf die Allgemeinheit übertragen lassen.

Wie lässt sich das Mikrobiom beeinflussen?

Wir haben einige zentrale Ergebnisse dieses Forschungsfeldes für Sie aufgelistet. Diese sollten aufgrund der eingeschränkten Übertragbarkeit auf die Allgemeinbevölkerung jedoch mit Vorsicht genossen werden.

  1. Erste Studien legen nahe, dass Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten sowohl einen positiven als auch negativen Einfluss auf das Mikrobiom Darm haben können (z. B. David et al. 2014).[2]
  2. Die Gabe von Antibiotika kann das Mikrobiom nachhaltig beeinflussen, sodass einzelne Bakterienarten auch nach über 6 Monaten nicht wieder auftauchen. Die Langzeitfolgen für die Gesundheit sind derzeit nicht absehbar (Palleja et al. 2018).[3]
  3. Eine mediterrane Ernährungsweise (also ein hoher Verzehr von Getreide, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten) soll sich positiv auf das Darmmikrobiom auswirken (De Filippis et al 2016).[4]
  4. Darmmikrobiotika können zu dem Zusammenhang von hohem Konsum von rotem Fleisch und dem kardiovaskulären Risiko (Herz und Gefäße betreffend) beitragen (Koeth et al. 2013).[5]

Der aktuelle Forschungshype führt für den Laien zu scheinbar absurden Auswüchsen. So konnten Forscher an der Universität Amsterdam durch eine Fäkaltransplantation den Blutzuckerstoffwechsel von Personen, die an einem metabolischen Syndrom erkrankt waren, zumindest vorübergehend positiv beeinflussen.

Wir sind mehr als unsere Bakterien

Ziel der Forschung ist es, das Darmmikrobiom weiter intensiv zu untersuchen, um in Zukunft durch präzise Eingriffe bestimmte Erkrankungen wie Diabetes oder Morbus Crohn gezielt therapieren zu können. Der Epidemiologe Hanage warnt allerdings vor der medialen Überbewertung der bisherigen Forschungsergebnisse, wie z. B. in der Headline der New York Times „We are our bacteria” (übersetzt: „Wir sind unsere Bakterien“) (Hanage 2014).[6]

Was ist die Mikrobiom-Diät?

Derweil werden aus den bisherigen Forschungsergebnissen bereits neue, verheißungsvolle Diäten zusammengestellt. So zielt die sogenannte Mikrobiom-Diät darauf ab, durch eine gezielte Ernährung eine günstige Darmflora zu erzeugen. Dies soll vor allem durch pflanzliche Ballaststoffe, Früchte und Gemüse geschehen. Um Blähungen und einen gereizten Darm zu verhindern, solle man nur kleine Portionen und viel Flüssigkeit zu sich nehmen.

Wie sinnvoll ist eine Mikrobiom-Diät?

Ob solch allgemeine Diät-Tipps der Mikrobiom-Forschung gerecht werden, darf zumindest bezweifelt werden. Sinnvoll wäre es, eine Diät bzw. individuell auf die jeweiligen Mikrobiome zugeschnittene Ernährungs-Empfehlungen zu entwickeln. Da aber noch weitgehend unklar ist, was ein gesundes Mikrobiom überhaupt ausmacht (Bik 2016)[7], sind teure Mikrobiom-Analysen mit individuellen Empfehlungen derzeit noch kritisch zu hinterfragen.

Im Allgemeinen sind eine ballaststoffreiche und vor allem ausgewogene Ernährung aber sicherlich sinnvoll, um den Stoffwechsel, sowohl im Darm als auch im Rest des Körpers, anzuregen.

Studieren geht durch probieren

Ein schönes deutsches Sprichwort sagt: Probieren geht über studieren. Da das Studieren der Forscher bislang aber noch keine Erkenntnisse liefert, die sich verallgemeinern lassen, können Sie sich und Ihren Körper am besten selbst studieren. Probieren und variieren Sie unterschiedliche Ernährungsweisen und Lebensmittel. Ihr Körper wird Ihnen zeigen, was er gut verträgt und womit er sich schwer tut.

Bei Bedarf unterstützen wir Sie gerne bei diesem Prozess. Ob nun durch besonders ballaststoffreiche Produkte, Produkte speziell für die Verdauung oder andere Naturheilmittel und Nahrungsergänzungsmittel mit Wirkstoffen aus der Natur.

Studien

[1] Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention, 26.03.2019

[2] Diet rapidly and reproducibly alters the human gut microbiome. David LA, Maurice CF, Carmody RN, Gootenberg DB, Button JE, Wolfe BE, Ling AV, Devlin AS, Varma Y, Fischbach MA, Biddinger SB, Dutton RJ, Turnbaugh PJ, Nature. 2014 Jan 23;505(7484):559-63. doi: 10.1038/nature12820. Epub 2013 Dec 11.

[3] Recovery of gut microbiota of healthy adults following antibiotic exposure. Palleja A, Mikkelsen KH, Forslund SK, Kashani A, Allin KH, Nielsen T, Hansen TH, Liang S, Feng Q, Zhang C, Pyl PT, Coelho LP, Yang H, Wang J, Typas A, Nielsen MF, Nielsen HB, Bork P, Wang J, Vilsbøll T, Hansen T, Knop FK, Arumugam M, Pedersen O, Nat Microbiol. 2018 Nov;3(11):1255-1265. doi: 10.1038/s41564-018-0257-9. Epub 2018 Oct 22.

[4] Gsh High-level adherence to a Mediterranean diet beneficially impacts the gut microbiota and associated metabolome. De Filippis F, Pellegrini N, Vannini L, Jeffery IB, La Storia A, Laghi L, Serrazanetti DI, Di Cagno R, Ferrocino I, Lazzi C, Turroni S, Cocolin L, Brigidi P, Neviani E, Gobbetti M, O’Toole PW, Ercolini D, Gut. 2016 Nov;65(11):1812-1821. doi: 10.1136/gutjnl-2015-309957. Epub 2015 Sep 28.

[5] Intestinal microbiota metabolism of L-carnitine, a nutrient in red meat, promotes atherosclerosis. Koeth RA, Wang Z, Levison BS, Buffa JA, Org E, Sheehy BT, Britt EB, Fu X, Wu Y, Li L, Smith JD, DiDonato JA, Chen J, Li H, Wu GD, Lewis JD, Warrier M, Brown JM, Krauss RM, Tang WH, Bushman FD, Lusis AJ, Hazen SL. Nat Med. 2013 May;19(5):576-85. doi: 10.1038/nm.3145. Epub 2013 Apr 7.

[6] Microbiology: Microbiome science needs a healthy dose, Hanage, William P. 2014, Nature 512, 247-248 (21 August 2014)

[7] High-level adherence to a Mediterranean diet beneficially impacts the gut microbiota and associated metabolome. De Filippis F, Pellegrini N, Vannini L, Jeffery IB, La Storia A, Laghi L, Serrazanetti DI, Di Cagno R, Ferrocino I, Lazzi C, Turroni S, Cocolin L, Brigidi P, Neviani E, Gobbetti M, O’Toole PW, Ercolini D. Gut. 2016 Nov;65(11):1812-1821. doi: 10.1136/gutjnl-2015-309957. Epub 2015 Sep 28.

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