Höre ich nur schlecht oder bin ich schwerhörig?

Bin ich schwerhörig? Simulierte Soundwellen am Ohr eines älteren Mannes
Lesezeit: 4 Minuten

Schlecht zu hören, dafür kann es viele Gründe geben. Manchmal sind es laute Umgebungsgeräusche oder das undeutliche bzw. sehr leise Sprechen des Gegenübers, manchmal sind es aber auch erste Anzeichen für einen Hörverlust. Doch wo liegt die Grenze: Wann wird schlechtes Hören zur Schwerhörigkeit? Wir erklären Ihnen die unterschiedlichen Arten von Hörverlusten, deren mögliche Ursachen, diskutieren wie sinnvoll Online-Hörtests sind und was Sie tun können.

Lohnt sich ein Online-Hörtest?

Ob Sie unter einer Hörminderung bzw. einem Hörverlust leiden, das können Sie meist nicht ohne Weiteres feststellen. Online-Hörtests können Ihnen eine erste Einschätzung Ihres Hörvermögens liefern. Wenn sie eine ernsthafte Erkrankung befürchten oder ausschließen wollen, ersetzen solche Tests niemals das Gespräch mit einem Arzt und einen qualifizierten Hörtest. Für ein möglichst unabhängiges Ergebnis können Sie auf den Hörtest der Nonprofit-Organisation Hear-it AISBL zurückgreifen.

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Wo macht man am besten einen Hörtest?

Einen professionellen Hörtest können Sie sowohl bei einem Hörgeräteakustiker als auch bei Ihrem Hals-Nasen-Ohren-Arzt durchführen. Allerdings kann Ihnen nur der Arzt eine Bescheinigung über den Grad Ihrer Schwerhörigkeit ausstellen. Diese Bescheinigung ist die Grundlage für eine Kostenübernahme oder eine Zuzahlung durch die Krankenkasse, wenn Ihnen die Anschaffung eines Hörgerätes empfohlen wird. Dennoch kann ein Hörtest bei einem Hörgeräteakustiker sinnvoll sein, um eine erste professionelle Einschätzung zu erhalten.

Wichtig: Schieben Sie den Test nicht vor sich her. Je früher Hörprobleme erkannt werden, desto besser können sie behandelt werden oder sich Gehirn und Gehör an eine möglicherweise notwendige, technische Unterstützung gewöhnen.

Kategorien der Schwerhörigkeit (WHO-Einteilung)

Experten bezeichnen jegliche Form des Hörverlustes als Schwerhörigkeit (Hypakusis). Die Kategorien und Grenzwerte für Schwerhörigkeit variieren jedoch. Deshalb hier die Einteilung der Kategorien von Schwerhörigkeit, an der sich die World Health Organization (WHO) orientiert. Die Dezibelbereiche stehen dabei für die Lautstärke des leisesten Geräusches, das die Betroffenen mit ihrem besser hörenden Ohr wahrnehmen können.

Kategorien Ausprägung
Milde Schwerhörigkeit 25 – 34 dB
Mittelstarke Schwerhörigkeit 35 – 49 dB
Starke Schwerhörigkeit 50 – 64 dB
Sehr starke Schwerhörigkeit 65 – 79 dB
Gehörlosigkeit 80 dB oder höher

Eine behindernde Schwerhörigkeit liegt nach diesen Kategorien ab einer mittelstarken Schwerhörigkeit vor.

Warum höre ich schlecht?

Eine Schwerhörigkeit (Hypakusis) äußert sich meist auf zwei Arten, kann aber auch als eine Kombination der sogenannten Schallleitungsschwerhörigkeit (Lautstärkeverlust) und des sensorineuralen Hörverlusts (Verstehverlust) auftreten.

Schallleitungsschwerhörigkeit (Lautstärkeverlust)

Bei einem Lautstärkeverlust wird der Schall fehlerhaft oder nur noch abgeschwächt im Ohr übertragen. Die Geräusche werden auf eine gedämpfte Art und Weise wahrgenommen. Mögliche Ursachen für einen Lautstärkeverlust sind:

  • Flüssigkeit im Ohr
  • zu viel Ohrenschmalz
  • Infektionen im Ohr
  • Riss im Trommelfell
  • Otosklerose (Verkalkung der Gehörknöchelchenkette)

Info: Eine Otosklerose kann erstaunlicherweise dazu führen, dass gesprochene Wörter bei Lärm besser verstanden werden als in einer ruhigen Umgebung. Diese Wahrnehmungsstörung wird als paracusis willisii bezeichnet, benannt nach ihrem Entdecker Thomas Willis (1672).

Sensorineuraler Hörverlust (Verstehverlust)

Bei einem sensorineuralen Hörverlust (Verstehverlust) erscheint Ihnen die Lautstärke der Gespräche und Geräusche zwar normal, es fällt Ihnen aber schwer die Stimmen Ihrer Mitmenschen in Umgebungen mit viel Lärm zu verstehen. Insbesondere Frauen- und Kinderstimmen sowie hohe Töne und leise Geräusche bereiten dabei Schwierigkeiten. Die Gründe hierfür sind im Gegensatz zum Lautstärkeverlust weniger kurzzeitiger Natur, sondern oft genetisch oder alters- und langzeitbedingt. Hierzu gehören:

  • Schädigungen in den Haarzellen des Ohres (oft altersbedingt)
  • Vererbung
  • langzeitige Lärmbelästigung
  • Alkohol und Rauchen sowie bestimmte Medikamente (Krebsmedikamente, entwässernde Medikamente, Malariamittel)
  • Hirnhautentzündung

Zusätzlich kann eine Schwerhörigkeit noch nach weiteren Faktoren unterschieden werden, wie:

  • ein- oder beidseitig
  • vorübergehend oder permanent
  • Tiefton oder Hochton

Was ist ein Hörsturz?

Ein plötzlicher Hörverlust, der sogenannte Hörsturz, stellt eine Sonderform dar. Er wird definiert als Hörverlust von mehr als 30 dB in drei aneinandergrenzenden Frequenzen, der in weniger als drei Tagen stattfindet. In 70 Prozent der Fälle geht ein Hörsturz mit einem Tinnitus einher. Allerdings kann in 30-70 Prozent der Fälle auch eine ebenso spontane Besserung eintreten. Diese ist umso wahrscheinlicher, je jünger die Betroffenen sind. Zu den möglichen Auslösern für einen Hörsturz zählen:

  • Virale Infekte (z. B. Masern, Mumps, Röteln, AIDS)
  • Tumore
  • Kopftrauma / Kopfverletzung
  • Insektizide und Medikamente
  • Blutgefäßkrankheiten
  • Immunkrankheiten und idiopathische Krankheiten
  • Entwicklungsstörungen

Schwerhörigkeit vorbeugen

Starke Lärmbelastung gilt als einer der Hauptauslöser von Schwerhörigkeit und Problemen mit dem Gehör. Diese Lärmbelastung können Sie vor allem durch die Nutzung von Ohrstöpseln reduzieren und so effektiv einer Beeinträchtigung Ihres Gehörs vorbeugen.

Verschiedene Studien zeigen laut der gemeinnützigen Organisation Hear-it AISBL (2011) zudem Zusammenhänge zwischen der Ernährung und dem Gehör.

  • So soll ein höheres Vorkommen von Vitamin A, mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit an einer Schwerhörigkeit zu erkranken, zusammenhängen.
  • Die häufige Einnahme von Fisch und Fettsäuren wie Omega 3 soll das Auftreten einer altersbedingten Schwerhörigkeit bei Menschen über 50 Jahren um bis zu 42 Prozent senken.
  • Die Einnahme von Folsäure soll das Auftreten altersbedingter Schwerhörigkeit in den niedrigen Frequenzen verzögern.

Prinzipiell gilt auch beim Thema Schwerhörigkeit: Ein gesunder Lebensstil, mit einer ausgewogenen Ernährung und bedarfsgerechter Nahrungsergänzung sowie der Verzicht auf Risikofaktoren wie Alkohol und Rauchen, können einer Schwerhörigkeit vorbeugen.

Was kann man tun, wenn man bereits schlecht hört?

Wenn Sie selbst oder Ihre Mitmenschen eine Hörminderung bei Ihnen feststellen, sollten Sie zunächst einen professionellen Hörtest bei einem Arzt oder Hörgeräteakustiker durchführen. Dieser kann Ihnen genau sagen, ob und wenn ja um welche Form der Schwerhörigkeit es sich handelt. Außerdem kann er mit Ihnen mögliche Gründe für die Hörprobleme ausmachen.

So lassen sich Flüssigkeit im Ohr, zu viel Ohrenschmalz oder bestimmte Infektionen beispielsweise recht gut behandeln. Altersbedingte oder lärmverursachte Schwerhörigkeit sind oft durch ein Hörgerät oder Cochlear-Implantat zu kompensieren.

Und auch wenn es im ersten Moment schwer fällt: Ein offener und ehrlicher Umgang mit dem Thema macht es Ihnen und Ihren Mitmenschen leichter miteinander umzugehen. Tun Sie sich selbst einen Gefallen: Verheimlichen Sie die Hörschwierigkeiten nicht!

Weitere und besonders umfassende Informationen zum Thema Schwerhörigkeit, Tinnitus, Hörgeräte und allgemein zum Thema Hören finden Sie auf der Website der Nonprofit-Organisation Hear-it AISBL.

 

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