Flavonoide: Was verbirgt sich hinter den sekundären Pflanzenstoffen?

Flavonoide
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Vom Stellenwert der Flavonoide in der menschlichen Ernährung

Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, die ihre liebgewonnenen Ernährungsgewohnheiten gerade zu Beginn des neuen Jahres hinterfragen und sich gesünder ernähren wollen. Morgens Kaffee oder Tee, abends gern ein Gläschen Rotwein? Kommt Ihnen das bekannt vor? Nun, dann lautet unser Rat: Belassen Sie es doch dabei! Denn in Maßen genossen machen Sie mit diesen Getränken wahrscheinlich mehr richtig, als Sie denken!

Heute gehen wir den sogenannten Flavonoiden auf den Grund. Unter diesem schwierig auszusprechenden Namen kennt sie zwar kaum jemand und doch sind sie aus unserer täglichen Ernährung nicht wegzudenken. Enthalten in Kaffee, Tee, Traube und unzählig vielen anderen Pflanzen werden Flavonoiden Schutzwirkungen gegenüber einer Reihe von Krankheiten nachgesagt. Im Folgenden beleuchten wir den Themenkomplex rund um Flavonoide, zeigen, in welchen Pflanzen sie zu finden sind und welche Funktionen sie dort erfüllen, gehen dem therapeutischen Nutzen auf den Grund und geben Tipps für eine ausgewogene Ernährung mit Flavonoiden.

Was sind Flavonoide?

Flavonoide kennt man seit ihrer Entdeckung in den 1930er-Jahren. Damals war der Begriff Flavone geläufig. Flavone wurden früher vor allem als Blütenfarbstoffe für das Gelbfärben von Wäsche eingesetzt (flavus: lateinisch für gelb). Als später bekannt wurde, dass diese Stoffgruppe auch unzählige andersfarbige Stoffe beinhaltet (je nach Konzentration der Stoffe zeigen sich rote, orangene oder sogar blaue Färbungen), setzte sich der Begriff Flavonoid durch.

In der Ernährungswissenschaft weiß man von mehreren Tausend Verbindungen dieser sekundären Pflanzenstoffe, die in Untergruppen klassifiziert werden wie Flavone, Flavanole, Flavana oder Flavanone. Bekannte Flavonoide sind

  • Quercetin: in Brokkoli, Zwiebeln, roten Trauben und Beeren
  • Kaempferol: Kiefer, Rosmarin, Holunder, Aloe Vera
  • Luteolin: Karotte, Sellerie, Artischocke, Petersilie
  • Apigenin: Kamille, Henna, Schafgarbe
  • Catechin: verschiedene Tees, Beeren, Birne

Welche Funktionen haben Flavonoide in den Pflanzen?

Flavonoide erfüllen in den Pflanzen eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen. Sie sind nur in jenen Pflanzenteilen enthalten, die oberhalb der Erde wachsen und übernehmen hier verschiedene Aufgaben wie UV-Schutz (vor allem Flavone und Flavonole) oder das Anlocken von Bestäubern[1]. Relevant für die menschliche Ernährung sind die in Obst- und Gemüsesorten enthaltenen, bunten Flavonoide, die zu den am häufigsten vorkommenden Polyphenolen, also aromatischen Verbindungen, zählen[2].

Weitere Funktionen: Einige Pflanzenfarbstoffe wirken durch die schlechte Verdaubarkeit abschreckend auf einige Pflanzenfresser und können für bestimmte niedrig entwickelte Tiere sogar toxisch sein. Einen Befall mit Mikroorganismen und Insekten können Pflanzen also durch die ihnen enthaltenen Flavonoide abwehren.

[1] Weitere Funktionen werden weiter unten vorgestellt.

[2] Neben den Flavonoiden kommen in Pflanzen auch andere farbgebende Stoffe wie Carotenoide vor.

Wie werden Flavonoide medizinisch bzw. pharmazeutisch genutzt?

Flavonoide sollen ein wirksamer Schutzschild gegen freie Radikale sein, jene reaktionsfreudigen Stoffwechselprodukte, denen zugeschrieben wird, am Ausbruch zahlreicher Krankheiten beteiligt zu sein. Außerdem hervorzuheben ist die Eigenschaft von Flavonoiden, Metalle binden zu können; eine Erkenntnis, welche zum Einsatz der Flavonoide bei der Schwermetallentgiftung geführt hat.

In der Naturheilkunde werden flavonoidreiche Kräuter und Pflanzen überdies bei Herz- und Leberbeschwerden sowie Durchblutungsstörungen, als Venenmittel, bei Depressionen oder zur Therapie von Allergien verwendet. Einige Flavonoide können direkten Einfluss auf den Blutkreislauf nehmen, etwa durch Leukozytenaktivierung, Thrombozytenfunktion, oder die Hemmung von Freie Radikale-bildenden Enzymen.

Welche pharmazeutischen flavonoidhaltigen Mittel gibt es?

Wichtige Flavonoide werden zumeist hochkonzentriert bei der Herstellung von Arzneidrogen eingesetzt. Dazu gehören z. B. Weißdornblätter und -Blüten, Birkenblätter, Buchweizenkraut, Ginkgoblätter, Holunderblüten, Kamille, die Früchte der Mariendistel, Passionsblumenkraut, Ringelblumenblüten und rotes Weinlaub.

  • Diese flavonoidhaltigen Arzneidrogen finden Verwendung in Herz-Kreislaufmitteln und werden wegen ihrer blutdrucksenkenden Eigenschaften oder bei Herzinsuffizienz eingesetzt.
  • Hier gibt es eine Schnittmenge zu den sog., ebenfalls blutdrucksenkenden Diuretika, die auch harntreibende Wirkung haben und häufig bei der Entwässerung des Körpers verabreicht werden.
  • Weiterhin finden sich flavonoidhaltige Pharmazeutika als krampflösendes Spasmolytikum zum Beispiel bei der Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden. In diesem Zusammenhang spielt u.a. die quercetinhaltige Ringelblume eine wichtige Rolle, die auch bei entzündlichen Hautkrankheiten eingesetzt wird.
  • Auch als Lebertherapeutikum finden sich flavonoidhaltige Mittel, um beispielsweise einer Unterversorgung der Leber mit bestimmten Nährstoffen entgegenzuwirken oder aber um Krankheiten zu bekämpfen.
  • Als Venenmittel sind Flavonoide ebenfalls beliebt und dienen zur Vorbeugung von Ödemen.
  • Stress und Depressionen werden oft mit Johanniskraut (Hypericum perforatum) begegnet, welches die Flavonoide Hypericin und Hyperforin enthält.

Welche konkreten Wirkungen der Flavonoide sind bekannt? 

Flavonoiden werden Schutzwirkungen gegenüber einer Vielzahl an Erkrankungen nachgesagt. Im Einzelfall sollen positive Effekte durchaus nachgewiesen sein. Allerdings bedarf es einer genaueren Betrachtung und Differenzierung, um nicht von falschen oder überhöhten Wirkungsversprechen auszugehen.

Im Folgenden haben wir die universellen Einsatzmöglichkeiten und Wirkmechanismen dargestellt, die mit Flavonoiden in Verbindung gebracht werden.

  • Antioxidativ: Schädliche Umwelteinflüsse wie Stress, Rauchen, falsche Ernährung können die Bildung sog. freier Radikale begünstigen. Diese reaktiven Formen des Sauerstoffs können Zellgewebe zerstören, allerlei Krankheiten begünstigen und zur vorzeitigen Alterung führen.  
    Eine ausgewogene, flavonoidhaltige Ernährung mit Obst und Gemüse kann Untersuchungen zufolge der Entstehung von freien Radikalen entgegenwirken und so langfristig zur Gesunderhaltung beitragen.
  • Antimikrobiell: Einige Flavonoide sollen die Eigenschaft haben, antimikrobiell zu wirken. Mikroorganismen mit schädlichem Einfluss auf den menschlichen Organismus werden demnach reduziert bzw. abgetötet.
  • Antiviral: Zahlreiche Pflanzen sollen antivirale Wirkstoffe enthalten. Extrakte dieser Pflanzen werden vorbeugend eingenommen, um das Risiko einer Erkältung oder Virusinfektion zu minimieren.
  • Antibakteriell: Es gibt Hinweise darauf, dass Flavonoide Infektionskrankheiten bekämpfen können, entsprechende Untersuchungsergebnisse liegen z. B. bei Harnwegsinfektionen vor.
  • Ödemprotektiv: Veneninsuffizienz und Stauungsbeschwerden in den Beinen werden seit jeher mit einer zielgerichteten Kombination aus Kompressionsbehandlung und der Einnahme von flavonoidhaltigen Arzneimitteln therapiert. Der Ansammlung von Flüssigkeit im Körpergewebe (Ödem) mit den bekannten Folgen wie Schmerzen und Schwellungen soll so vorgebeugt werden.
  • Antifungal, antifungiell: Einige Antimykotika enthalten Flavonoide und sollen bei der Vermeidung bzw. Behandlung von Pilzinfektionen helfen. Konkret soll das geschwächte Immunsystem gestärkt und das damit meist verbundene Ungleichgewicht der Körperflora wiederhergestellt werden.
  • Antientzündlich/ antiphlogistisch: Das Vorkommen von Entzündungen im menschlichen Körper steht oft in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ernährung. Entzündungen treten häufiger als vermutet auf, häufig im Verdauungstrakt, in Gelenken, aber auch in den Organen. Als Therapie wird die Gabe von Antioxidantien empfohlen (s. o.).
  • Kardio- und neuroprotektiv: Flavonoide sollen einen günstigen Einfluss auf diverse Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Das legen etliche wissenschaftliche Studien nahe. So soll es einen Zusammenhang zwischen einem hohen Flavonoidkonsum und vergleichsweise geringem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen geben.
  • Analgetisch: Einigen Flavonoiden wie dem Weidenrindenextrakt werden schmerzlindernde Eigenschaften zugeschrieben. Verwendung finden diese bei schmerztherapeutischen Behandlungen.
  • Antipyretisch: Flavonoidhaltige Präparate werden eingesetzt, um Fieber zu senken.
  • Anxiolytisch: Auch in der Psychotherapie spielen Flavonoide eine Rolle, da sie als Angstlöser Patienten dabei helfen sollen, krankhafte Ängste zu bekämpfen.
  • Knorpelprotektiv: Knorpelprotektive Medikamente enthalten häufig Flavonoide. Beabsichtigt ist in der Praxis oft die Wirkung auf durch Arthrose betroffene Gelenke.
  • Antiallergisch: Flavonoidhaltige Arzneimittel sollen gegen Heuschnupfen und andere Allergien wirken.
  • Antiproliferativ: Bestimmten Flavonoiden wird eine hemmende Wirkung auf das unkontrollierte Zell- und Gewebewachstum zugeschrieben und sie werden in diesem Zusammenhang in der Therapie eingesetzt.
  • Antikanzerogen: Eine generelle, ggf. präventive Wirksamkeit gegenüber Krebs wird bestimmten Flavonoiden ebenfalls nachgesagt, das sollen entsprechende Tierversuche belegen. Eine Übertragbarkeit auf die Therapierbarkeit von Menschen lässt sich daraus nicht sicher schließen. Zukünftige wissenschaftliche Studien haben aber zum Ziel, eine verlässliche Kausalität herzustellen.

Wie kann ich Flavonoide in meine Ernährung einbauen?

Trinken Sie Tee! Vor allem in Ländern, die traditionell einen hohen Teekonsum aufweisen wurde nachgewiesen, dass deutlich mehr Flavanole aufgenommen werden. Flavonoide kommen in einer großen Zahl von Lebensmitteln vor, allerdings in sehr unterschiedlichen Konzentrationen. Bei Gemüse und Obst weisen Broccoli, Zwiebel und Apfel aber auch Holunder und schwarze Johannisbeere relativ hohe Mengen Flavonoide auf. Sogar der Wein roter Trauben enthält oft vergleichsweise viele Flavonoide.

Epidemiologische Studien zeigten ein geringeres Risiko für verschiedene Krankheiten bei höherer Flavonoidaufnahme, darunter etwa Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Flavonoide wirken auf den Arachidonsäure-Stoffwechsel und damit auf die Blutgerinnung. Die Wirkung von Flavonoiden zum Beispiel gegen Krebs wird in wissenschaftlichen Studien geprüft.

Es kann je nach Dosierung, Wechselwirkung mit Medikamenten oder persönlicher Krankheitsgeschichte auch negative Effekte der Flavonoid-Aufnahme geben, die sich auf die Organe auswirken (Leberschädigung, Verschluss von Gefäßen). Hier bitte unbedingt folgenden Tipp beherzigen: Immer zunächst einen Arzt konsultieren, bevor man die Flavonoide als therapeutische Wunderwaffe gegen die eigenen Wehwehchen richtet.

Welche Kräuterhaus-Produkte beinhalten Flavonoide?

Wir haben gesehen: Die naturheilkundlichen Implikationen von Flavonoiden sind kaum überschaubar und es kann unumwunden dazu geraten werden, sich mit Flavonoiden noch tiefer auseinanderzusetzen. Wir vom Kräuterhaus Sanct Bernhard setzen seit Generationen auf die positiven Eigenschaften von bekannten Kräutern wie Rosmarin, Thymian, Kamille und vieler anderer, flavonoidhaltiger Stoffe.

Besuchen Sie doch mal unseren Shop und lassen Sie sich von den flavonoidhaltigen Produkten überzeugen! Auf Ihre Erfahrungen mit Flavonoiden sind wir mehr als gespannt. 

Quellen:

Bieger, Dr. Juliane (2008): Flavonoide im Organismus: Eine Studie zur Verteilung des Flavonols Quercetin in Organen und Geweben.

Czichos, Joachim (2016): Langzeitstudie legt nahe: Flavonoide in Obst und Gemüse drosseln Gewichtszunahme. Abgerufen am 21.12.2018 unter https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Langzeitstudie_legt_nahe__Flavonoide_in_Obst_und_Gemuese_drosseln_Gewichtszunahme1771015590056.html

o.A. (o.J.): Abgerufen am 21.12.2018 unter http://www.vitalstoff-lexikon.de/Sekundaere-Pflanzenstoffe/-Flavonoide/

Altmeyer, Prof. Dr. med. Peter (2017): Flavonoide. Abgerufen am 21.12.2018 unter https://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/naturheilkunde/flavonoide-21360

Trebst, Stephanie (2012): Flavonoide in Holunder- und Silberlindenblüten – Isolierung, Antioxidativität und Bioverfügbarkeit. Abgerufen am 21.12.2018 unter https://publikationsserver.tu-braunschweig.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbbs_derivate_00035067/Diss_Trebst.pdf

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